Wald mit Bach

Diese Zeichnung von einem Bach, der sich durch den Wald schlängelt, fertigt Piet Mondriaan 1888 an. Er ist zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 16 Jahre alt und hat soeben die Volksschulausbildung abgeschlossen. Die Zeichnung ist wahrscheinlich in Vorbereitung auf ein Examen entstanden, das ihm ermöglichte, an Volksschulen Zeichenunterricht zu geben.

In dieser Zeichnung ist der fließende Zeichenstil von seinem Vater gut zu erkennen: Piet Mondriaan Senior war ein sehr guter Zeichner, der Fest- und Gedenktafeln entwarf. Sein künstlerischer Einfluss auf seinen Sohn findet hier in den runden Formen mit weichen Konturen und einem starken Hell-Dunkel-Kontrast Ausdruck. Piet Mondriaans Zeichentalent wird sichtbar, als er etwa zwölf Jahre alt ist. Zu dieser Zeit hilft er seinem Vater gelegentlich, solche Tafeln zu entwerfen.

Das Volksschulgebäude stand damals dort, wo sich heute der Museumsneubau mit den Ausstellungssälen befindet. Mondriaans Vater war der Direktor der Schule. Die Familie Mondriaan wohnte in einer Dienstwohnung direkt nebenan. Nur die Rückwand des Schulgebäudes ist bis heute erhalten; Sie können sie vom Museumsgarten aus sehen.

Piet Mondriaan beschließt schon früh, dass er Künstler werden möchte. „Sobald klar wurde, dass ich mein Leben der Kunst widmen wollte, versuchte mein Vater, mich zu entmutigen“, erzählt er Jahre später. Sein Vater hält nicht viel von einer ungewissen Künstlerexistenz, weshalb Piet auf dessen Drängen hin zunächst eine Ausbildung machte, um dann an Volks- und Mittelschulen Zeichenunterricht geben zu können. Unmittelbar nachdem Piet im September 1892 seine Zeichenlehrerausbildung für die Mittelschule erfolgreich abgeschlossen hat, immatrikuliert er sich als Student an der Reichsakademie in Amsterdam.

Innerhalb von drei Jahren schließt er sein Studium an der Akademie ab. Das Universitätsregister belegt, dass Mondriaan ein eifriger und guter Student war. Man notierte, dass Mondriaan ziemlich gute künstlerische Veranlagungen habe. Er lernte bei Professor Nicolaas van der Waay, anatomische Studien nach lebenden Modellen anzufertigen, und im Fach Proportionenlehre und Komposition unterrichtete ihn der Direktor des Studienbereichs, Augusté Allebé. Mondriaan interessierte sich vor allem für die Fächer Ästhetik und Kunstgeschichte, die Professor Jan Six lehrte. Er erreichte in diesen Fächern die Bestnote!

Damals beherrscht die impressionistische Landschafts- auffassung die zeitgenössische Malerei, und auch Mondriaan kann sich mit dieser am besten identifizieren. Dennoch gehört sie seinerzeit noch nicht zum Lehrplan der Akademie.