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Chez Tortoni

Chez Tortoni oder Der Journalist (französisch Le Journaliste) ist ein Gemälde des Malers Édouard Manet. Das um 1878-1880 in Öl auf Leinwand gemalte Bild hat eine Höhe von 26 cm und eine Breite von 34 cm. Das Gemälde zeigt einen in einem Pariser Café sitzenden Mann. Es gehört zu einer Reihe von Darstellungen, in denen Manet Menschen in Pariser Lokalen porträtierte. Der Titel Chez Tortoni (Deutsch: Beim Tortoni) deutet zwar auf das bekannte Pariser Café-Restaurant Tortoni hin, eine eindeutige örtliche Zuordnung der Szene ist hingegen nicht möglich. Auch der alternative Bildtitel Der Journalist lässt auf einen bestimmten Beruf der dargestellten Person schließen, obwohl es hierfür keine klaren Hinweise gibt. Das Gemälde befand sich bis 1990 im Besitz des Isabella Stewart Gardner Museums in Boston. Nach einem spektakulären Kunstraub ist der Verbleib des Bildes ungeklärt.

Bildbeschreibung Das Gemälde zeigt einen elegant gekleideten Mann, der in einem Pariser Café sitzt. Manet hat den Mann, dessen Körper vom unteren Bildrand abgeschnitten wird, als Halbfigur in die rechte Bildhälfte gerückt. Er ist von vorn zu sehen, hat seinen Körper leicht zum linken Bildrand gedreht, seine Hände auf den vor ihm stehenden Tisch gelegt und den Kopf etwas nach unten geneigt. Er blickt mit seinen dunklen Augen direkt zum Bildbetrachter. Sein Gesicht ist - wie weite Teile des Bildes - mit groben Pinselstrichen gemalt. Durch das von links einfallende Licht erhält seine rosige Gesichtsfarbe auf der rechten Seite weiße Glanzpunkte. Seine im Schatten liegende linke Gesichtshälfte weist hingegen dunkle Bereiche in Rotbraun auf. Über den geschlossenen Lippen ist ein etwas nach außen gezwirbelter blonder Schnurrbart zu sehen. Sein Kopfhaar hingegen, das oberhalb des linken Ohres zu erkennen ist, hat eine dunkle Farbgebung. Auf dem Kopf trägt er einen hohen schwarzen Zylinder, der weit über die Stirn gezogen ist. Passend dazu ist er mit einem Mantel oder einem Sakko in Schwarz gekleidet. Am Hals ragt der weiße Stehkragen hervor und an den Ärmeln sind die weißen Manschetten des Hemdes zu sehen.

Zwei Möbelstücke sind im Bild vorhanden. Rechts hinter dem Mann ist ein Teil der Rücklehne eines Stuhls zu erkennen. In Gold, Schwarz, Weiß und einem Rotton hat der Maler hier eine variantenreiche Oberfläche geschaffen. Am unteren Bildrand von der linken Ecke bis zur Bildmitte ist die runde Platte eines dunklen Tisches platziert. Vor dem Mann liegt weißes Papier auf dem Tisch. Er hat hierauf seine Hände gelegt. Mit der linken Hand scheint er das Papier festzuhalten, in der rechten Hand hält er einen Bleistift, dessen Spitze das Papier berührt. Die Hände sind eher grob ausgeführt. Bei der linken Hand sind kaum Details zu erkennen und es handelt sich eher um eine unbestimmte Fläche. Die rechte Hand umgreift deutlich den Stift, einzelne Finger sind sichtbar, aber die Ausführung ist dennoch sehr skizzenhaft. Es bleibt unklar, um was für Papier es sich auf dem Tisch handelt. Möglich wäre ein leeres Blatt oder ein Heft, um Gedanken zu notieren oder eine Skizze anzufertigen. Denkbar ist zudem, vor dem Mann liegt eine Zeitung, in der er Dinge ankreuzt oder Anmerkungen hinzufügt. Obwohl der Mann den Stift zum Papier führt, ist er nicht dabei etwas zu notieren - Manet hat ihn porträtiert, als er für einen Moment aufschaut.

Unklar ist die räumliche Situation, in der sich der Mann befindet. Der vor ihm stehende runde Tisch ist typisch für ein Pariser Café im ausgehenden 19. Jahrhundert und findet sich bis in die Gegenwart in solchen Lokalen. Ein am linken Bildrand auf dem Tisch stehendes Glas, mutmaßlich gefüllt mit einem alkoholischen Getränk, deutet ebenfalls auf ein solches Etablissement hin. Der Hintergrund hingegen gibt keine Anhaltspunkte für eine örtliche Zuordnung. An der rechten Seite findet sich ein breiter schwarzer Streifen. Möglicherweise ist dies ein Durchgang zu einem nicht beleuchteten Raum. Es könnte hier aber auch eine Tür, ein Schrank oder ein Vorhang angedeutet sein. Direkt hinter dem Maler gibt es eine in verschiedenen Brauntönen gemalte Fläche - hier wäre eine Wand oder die Ecke eines Raumes denkbar. Besonders rätselhaft ist der linke Teil des Hintergrundes, der aus zwei hellen Flächen besteht, die durch einen dunklen Streifen getrennt sind. Die Fläche am linken Bildrand ist überwiegend in verschiedenen Grautönen gemalt, die zweite Fläche zur Mitte hin ist deutlich heller in Beige- und Rosatönen gehalten. Zudem gibt es einen gelben Streifen, der sich horizontal in der Bildmitte befindet. Diesen beiden Flächen bieten einigen Spielraum für Interpretationen. Hier käme eine Spiegelfläche in Betracht, die den Raum verzerrt wiedergibt, aber auch eine Fensterscheibe ist denkbar, möglicherweise mit einer Gardine davor. Letztlich ist noch nicht einmal klar, ob der Mann in einem Café sitzt, oder davor. Die Fensterscheibe könnte auch von außen zu sehen sein und die Wand hinter dem Mann eine Hauswand darstellen.

Das Gemälde ist unten links mit „Manet" signiert. Daneben gibt es eine Ziffernfolge, die vom Isabella Stewart Gardner Museum mit „75" gelesen wurde. Kunsthistoriker wie Rouart/Wildenstein bezweifeln jedoch, dass hier ein Entstehungsjahr 1875 gemeint sein könnte.

Oil on canvas
26.0 x 34.0cm
Q18208688
Abbildung en tekst met dank aan Wikipedia, 2023