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OBERES BELVEDERE

Bessere Zeiten? Waldmüller und das Wiener Biedermeier

Kaum eine Epoche gilt als so unpolitisch, wurde so sehr zum Synonym für „heile Welt“ wie die des Biedermeiers. Die Malerei der Zeit scheint dies zu bestätigen. Bescheiden wirkt der Mensch auf den Gemälden, das Familienglück unbeschwert, das Leben auf dem Land idyllisch. Doch dies ist nur die eine Seite. Eng mit der politischen Entwicklung verzahnt, nahm das Biedermeier nach dem Wiener Kongress 1814/15 seinen Anfang und fand in der Revolution von 1848 sein Ende. Es war die Epoche des Vormärz, des allgegenwärtigen Metternich’schen Bespitzelungssystems, der Presse- und Theaterzensur – wie des Rückzugs des Bürgertums ins Private. Der unbestritten bedeutendste Künstler der Zeit war Ferdinand Georg Waldmüller. 1793 in einfachen Verhältnissen geboren, stieg Waldmüller um 1830 zum führenden Wiener Porträtmaler auf, wurde zum künstlerischen Entdecker des Salzkammerguts und des Wienerwaldes. Mit Bildern wie Am Fronleichnamsmorgen und Vorfrühling im Wienerwald schuf er Werke, die das Bild der Epoche bis heute prägen. Doch Waldmüller und seine Künstlerkollegen, darunter auch wenige Frauen, zeigten ebenso Missstände auf: die Armut breiter Bevölkerungsschichten, Einsamkeit und sozialen Abstieg. Von letzterem war Waldmüller ab den 1850er-Jahren auch selbst betroffen. Von den Zeitgenossen nicht mehr verstanden, wurde seine Kunst zusehends belächelt und verspottet, seine Modernität nicht gesehen. Rehabilitiert hat man ihn erst mehr als dreißig Jahre nach seinem Tod 1865, als die Secessionisten und deren Promoter Ludwig Hevesi ihn zum „Ursecessionisten“ und damit zu einem der Ihren machten.

Kurator: Rolf Johannsen

45 min

Stationen

Credits
© Belvedere, Wien / Produktion: tonwelt.com
Abbildungen © Belvedere, Wien

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